Deutsche Bundesliga 2022/23
Einmal mehr stellte sich vor Beginn der Bundesliga-Saison die Frage, ob es eine Mannschaft geben wird, die den Bayern Paroli bieten kann. Schon seit zehn Jahren und dem letzten Titel von Borussia Dortmund im Mai 2012 wartet die Bundesliga auf einen anderen Meister als die Bayern. Und trotz aller Querelen um Robert Lewandowski und dessen erzwungenen Abgang scheint alles darauf hinzuweisen, dass es die Bayern auch in dieser Saison wieder schaffen werden, ihren Titel zu verteidigen. Das Eröffnungsspiel der Bayern gegen Eintracht Frankfurt zeigte mit einem klaren Resultat von 6:1 für die Bayern, in welche Richtung die neue Meisterschaft laufen dürfte.
Schaut man alleine schon auf die Transfers, die die Bayern im Sommer getätigt haben, dürfte es den Gegnern wieder schwindlig werden. Von Ajax Amsterdam kamen die beiden Mittelfeldspieler Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui. Mit Matthijs de Ligt von Juventus ergänzt zudem ein weitere ehemaliger Ajax-Akteur den Kader der Bayern. De Ligt soll wohl vor allem Niklas Süle ersetzen, der zum Konkurrenten Borussia Dortmund wechselte. Der eindeutige Königstransfer dürfte aber wohl Sadio Mané sein, der vom FC Liverpool kam. Ihn als direkten Ersatz für den nach Barcelona abgewanderten Lewandowski zu bezeichnen, wäre vielleicht etwas vermessen. Aber er garantiert Spektakel und ebenfalls eine Menge Tore.
Die Konkurrenz schläft nicht
In allen Reihen verstärkt hat sich auch die Konkurrenz. Borussia Dortmund darf neu auf die Dienste von Karim Adeyemi, Salih Özcan, Niklas Süle und Nico Schlotterbeck zählen. Leider fällt mit Sébastien Haller einer der Neuzugänge beim BVB für längere Zeit aus, dürfte aber hoffentlich im Frühjahr wieder frisch einsteigen. Mit Edin Terzic steht beim BVB zudem ein neuer Trainer an der Linie, der allerdings in dieser Funktion bereits einmal ein wenig Erfahrung sammeln durfte. Terzic folgte auf Marco Rose, der sein Amt Ende Mai 2022 nach nur einer Saison beim BVB niederlegte.
Bei RB Leipzig dürfte man in dieser Saison froh sein, nicht schon wieder wichtige Spieler nach München verloren zu haben. Abgesehen von David Raum fehlen bislang allerdings noch die großen Transfers zu den Bullen. Man scheint sich in Leipzig damit zufrieden zu geben, ein paar bislang ausgeliehene Spieler wieder zurück im Kader zu haben. Immerhin befindet sich darunter mit Alexander Sørloth ein ausgewiesener Goalgetter, der in der vergangenen Saison allerdings bei Real Sociedad in Spanien „parkiert“ gewesen war.
Quoten sprechen eine eindeutige Sprache
Noch ist die Saison sehr jung. Doch es scheint schon wieder sehr sicher zu sein, dass am Ende dieser Saison der FC Bayern München als Meister dastehen würde. So führen die Experten für Sportwetten per 8. August 2022 die Bayern als Favoriten auf den Meistertitel, mit einer Quote von 1,12. Dahinter folgen die beiden erwähnten Konkurrenten Borussia Dortmund (11,00) und RB Leipzig (19,00). Noch zur erweiterten Spitzengruppe in der Quotenrangliste zählt Bayer Leverkusen, allerdings schon mit einer stolzen Quote von 34,00. Dass andere Mannschaften mit dem Kampf um die Meisterschale zu tun haben werden, ist zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten.
Am anderen Ende der Tabelle gelten vor allem der FC Augsburg und der VfL Bochum als erste Abstiegskandidaten – ihre Quote auf den Fall in die 2. Bundesliga beträgt 1,80, respektive 2,00. Die beiden Aufsteiger Werder Bremen und Schalke 04 kommen auf 3,50 und 3,00 und sind somit ebenfalls Wackelkandidaten, auf deren Abschneiden nach dem Wiederaufstieg ins Oberhaus man gespannt sein darf. Hertha BSC – letzte Saison in der Relegation gegen den HSV erfolgreich – kommt auf eine Quote von 4,00 für den Abstieg, während der VfB Stuttgart als Liftmannschaft der letzten paar Jahre mit 6,00 dasteht. Der Kampf gegen den Abstieg dürfte also zumindest anhand der Zahlen wesentlich spannender sein als jener um die Meisterschale.
Offenes Rennen um europäische Plätze
Vom vermeintlich bereits nach einem Spieltag entschiedenen Rennen um den Titel abgesehen präsentiert sich die Liga einmal mehr recht ausgeglichen. Vereine wie Union Berlin, der SC Freiburg oder der Europa League-Sieger Eintracht Frankfurt werden sich an eine eher ungewohnte Doppelbelastung gewöhnen müssen. Die Eintracht spielt nach ihrem großen Erfolg in der Europa League nun sogar in der Champions League, gegen die ganz großen Gegner aus anderen Top-Ligen. Vielleicht wird dies für Borussia Mönchengladbach oder den VfL Wolfsburg zur Chance, um nach eher durchschnittlichen Saisons sich dieses Jahr wieder ins europäische Geschäft zu spielen.
Ebenso offen präsentiert sich indes das Rennen um die Torjägerkanone. Mit Robert Lewandowski und Erling Håland haben zwei der besten Torschützen der vergangenen Saison die Liga in Richtung Spanien, respektive England verlassen. Der erste Kandidat für die Kanone ist indes ein Neuzugang: Sadio Mané vom FC Bayern München (Quote 4,50). Als weitere hoffnungsvolle Kandidaten werden Patrik Schick von Bayer Leverkusen (6,00) und Manés Teamkollege Serge Gnabry gehandelt. Da bis Ende August allerdings noch weitere Transfers möglich sind und einige große Vereine noch auf der Suche nach treffsicheren Stürmern sind, kann sich in dieser Hinsicht noch einiges ändern.
Langer Unterbruch im Winter
Im Gegensatz zur abgelaufenen Saison wird die Bundesliga in der Saison 2022/23 während recht langer Zeit ruhen. Dies liegt daran, dass die Weltmeisterschaft in Katar nicht zum gewohnten Zeitpunkt im Sommer, sondern im November und Dezember stattfindet. Entsprechend ruht der Spielbetrieb vom 14. November 2022 bis zum 20. Januar 2023. Dies ist für einige Vereine möglicherweise eine Chance, sich frisch zu sortieren, um dann im Januar frisch angreifen zu können. Inwiefern dies möglich sein wird, hängt aber garantiert davon ab, wie viele Spieler sie zu den diversen in Katar involvierten Nationalmannschaften abstellen müssen.
Die spezielle Terminplanung bringt mit sich, dass es diese Saison keinen richtigen Herbstmeister geben wird. Wenn die Saison im November unterbrochen werden wird, sind erst 15 Spieltage absolviert. Zwei Spieltage der Hinrunde finden anschließend Ende Januar 2023 statt, sodass erst dann klar sein wird, wer nach der Hälfte der Meisterschaft (nach 17 Spieltagen) in der Tabelle zuoberst stehen wird. Aus der Sicht des neutralen Betrachters ist dabei natürlich zu hoffen, dass noch kein Team so klare Fakten geschaffen hat, dass es bereits im November der Konkurrenz so weit enteilt ist, dass es bis Ende Januar 23 nicht einzuholen ist. Gemessen an der gefühlt ewigen Dominanz der Bayern ist ein solches Szenario nicht auszuschließen.
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