- Komplettes CGA-Aufsichtsgremium tritt zurück.
Seit Mitte September steht die Glücksspielaufsicht ohne Vorstand da – ein einmaliger Vorgang. - Premierminister Pisas übernimmt offenbar die Kontrolle.
Obwohl die CGA dem Finanzministerium zugeordnet ist, laufen Kontakte nun über das Büro des Regierungschefs. - Finanzminister Silvania unter politischem Druck.
Nach Korruptionsvorwürfen und parteiinternen Konflikten steht seine Zukunft in der MFK-Partei infrage. - Unklare Zuständigkeit: Regulierer ohne Eintrag im Handelsregister.
Offiziell ist die CGA noch nicht als Stiftung registriert, agiert aber bereits öffentlich als solche. - Reformen zur Online-Glücksspielaufsicht liegen auf Eis.
Die von Silvania geplanten Gesetzesreformen stehen nach dem Machtwechsel vor dem Aus. - Die Branche gilt als „Cash Cow“ der Regierung.
Das Glücksspiel soll jährlich rund 40 Millionen Gulden in die Staatskasse bringen. - Politische Machtprobe im karibischen Glücksspielparadies.
Die Krise um die CGA zeigt, wie eng Politik und Glücksspielwirtschaft auf Curaçao verflochten sind.
Regulierer ohne Kontrolle: CGA nach Rücktritt führungslos
Mitte September haben alle drei Mitglieder des Aufsichtsrats der Curaçao Gaming Authority (CGA) – Shelwyn Salesia, Robert Reijnaert und Ildefons Simon – ihren Rücktritt erklärt. Damit steht die frisch gegründete Behörde nur wenige Monate nach ihrem offiziellen Start ohne Leitung da. Die Regierung hat bislang keine Nachfolger benannt.
Kurz darauf übernahm Premierminister Gilmar Pisas offenbar selbst die Gesprächsführung mit der CGA-Führung. Finanzminister Javier Silvania, dem die Aufsicht eigentlich unterstellt ist, blieb dem Treffen fern – stattdessen war Regierungberater Caryl Monte anwesend. Beobachter werten das als deutliches Zeichen, dass der Premier die Kontrolle selbst übernommen hat. In der Pressemitteilung ließ Premierminister Pisas mitteilen:
Transparente Verwaltung ist entscheidend für Vertrauen und Integrität im Glücksspielsektor.
Der Zeitpunkt ist politisch brisant: Silvania steht wegen parteiinterner Konflikte und Korruptionsvorwürfen massiv unter Druck. Mit dem Wechsel an der Spitze dürfte Pisas nun auch die Kontrolle über eines der wichtigsten Einnahmefelder der Regierung übernommen haben.
Vom Reformprojekt zur Machtfrage
Ursprünglich sollte die CGA das Glücksspiel auf Curaçao moderner, transparenter und international anschlussfähig machen. Finanzminister Silvania wollte mit der neuen Behörde das Image der Insel verbessern und den Markt strenger regulieren – besonders im boomenden Bereich des Online-Gamings.
Doch mit dem Rücktritt der Aufsichtsräte und der offensichtlichen Machtverschiebung sind diese Reformpläne wieder ins Stocken geraten. Viele Beobachter sprechen von einem Rückfall in alte Strukturen, in denen wirtschaftliche Interessen stärker wiegen als Aufsicht und Transparenz. Silvania selbst hatte die CGA als Leuchtturmprojekt seiner Amtszeit bezeichnet. Jetzt droht sie zum Symbol politischer Instabilität zu werden – und zum Schauplatz einer internen Machtprobe in der MFK-Partei.
Unklare Zuständigkeit und fehlende Transparenz
Verwirrung herrscht auch über den rechtlichen Status der Behörde: Die CGA ist nicht im Handelsregister der Handelskammer eingetragen – obwohl sie sich öffentlich als Stiftung und offizielle Aufsichtsbehörde präsentiert. Auf der eigenen Website bezeichnet sie sich als Regulierer „im Auftrag des Finanzministers“, doch faktisch laufen alle Kontakte über das Büro des Premierministers.
Diese Doppelstruktur sorgt für Irritationen in der Branche und bei internationalen Beobachtern. Mehrere Betreiber hatten auf klarere Regeln gehofft, nachdem die alte Gaming Control Board (GCB) Ende 2024 in die CGA überführt wurde. Stattdessen herrscht erneut Unsicherheit – und mit ihr die Gefahr, dass das Vertrauen internationaler Lizenznehmer weiter schwindet.
Das Glücksspiel bleibt Curaçaos „Cash Cow“
Die Glücksspielindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Insel. Schätzungen zufolge spült sie mehr als 40 Millionen Gulden jährlich in die Staatskasse. Viele Anbieter nutzen Curaçao als Sitz für Online-Casinos und Sportwettenplattformen, die weltweit aktiv sind.
Finanzminister Silvania hatte gehofft, mit strengeren Regeln die Einnahmen langfristig zu sichern und das Land international als seriösen Standort zu positionieren. Doch der politische Machtwechsel gefährdet diese Ambitionen. Ob Premierminister Pisas die angekündigten Reformen fortsetzt oder eigene Prioritäten setzt, bleibt offen. Klar ist nur: Die Aufsicht über den Glücksspielsektor ist zu einem zentralen Hebel politischer Macht geworden.
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