- Curaçaos Glücksspielaufsicht unter Druck.
Die Curaçao Gaming Authority (CGA) steht im Zentrum möglicher Ermittlungen wegen Unregelmäßigkeiten. - Unklare Lage um angebliche Strafuntersuchung.
Ein Schreiben der Finanzaufsicht Cft löste Spekulationen über eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft aus. - Regierung reagiert mit Gegenwehr.
Finanzminister Charles Cooper wies die Vorwürfe als „unbegründet und fahrlässig“ zurück. - Reformen auf der Kippe.
Die Untersuchung gefährdet die Einführung des neuen Glücksspielgesetzes LOK, das Transparenz und Kontrolle sichern soll. - Politische Dimension.
Nach Rücktritten und Korruptionsvorwürfen gegen Ex-Finanzminister Javier Silvania ist das Vertrauen in die Institutionen erschüttert. - CGA weist Anschuldigungen zurück.
Die Behörde betont, sie sei nicht kontaktiert worden und wisse nichts von einer laufenden Untersuchung. - Wirtschaftliche Folgen drohen.
Die Unsicherheit könnte Curaçaos Ruf als internationaler Glücksspielstandort nachhaltig beschädigen.
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00:00 / 00:00Ein Regulierer in der Krise
Was als Reformprojekt begann, droht im Chaos zu enden: Die Curaçao Gaming Authority (CGA), erst 2024 gegründet, sollte den Inselstaat in eine neue Ära der Glücksspielregulierung führen. Nun steht die Behörde selbst unter Verdacht. Ein Schreiben des Curaçao and Sint Maarten Financial Supervision Board (Cft) vom 27. November 2025 spricht von einer möglichen Untersuchung der Staatsanwaltschaft. Das Finanzministerium zeigte sich überrascht – und reagierte prompt. Minister Charles Cooper bezeichnete die Behauptung als „falsch, unbegründet und außerordentlich nachlässig“. CGA-Direktor Cedric Pietersz begrüßte die Korrektur der Aufsichtsbehörde und machte deutlich, dass die Vorwürfe aus seiner Sicht von Anfang an haltlos waren:
Die Entfernung dieser Behauptungen bestätigt, was von Beginn an klar war: Die Anschuldigungen entbehrten jeder Grundlage und hätten niemals in einem offiziellen Kontext geäußert werden dürfen.
Nach massiver Kritik zog das Cft die Formulierung später zurück. Doch der Schaden war angerichtet – der Eindruck einer angeschlagenen Aufsicht bleibt.
Von der Reform zum Rückschritt
Das neue Glücksspielgesetz LOK (National Ordinance on Games of Chance) sollte Curaçaos intransparentes Lizenzsystem beenden. Geplant war ein klarer Rechtsrahmen, der internationale Standards erfüllt und Geldwäsche bekämpft. Doch statt Stabilität folgten Rücktritte, Machtverschiebungen und Misstrauen.
Im September trat das gesamte Aufsichtsgremium der CGA zurück – ein beispielloser Vorgang. Premierminister Gilmar Pisas übernahm daraufhin selbst die Kontrolle über die Behörde, obwohl sie formell dem Finanzministerium untersteht. Diese Vermischung von Politik und Regulierung untergräbt das Ziel, die Branche unabhängiger zu machen. Analysten warnen: Wenn das Vertrauen in die Aufsicht schwindet, gefährdet das nicht nur die Reformen, sondern auch Curaçaos wirtschaftliche Basis. Der Glücksspielsektor gilt mit jährlich über 40 Millionen Gulden Einnahmen als „Cash Cow“ der Regierung.
Die Schatten des ehemaligen Finanzministers
Ein Name fällt in fast allen Berichten: Javier Silvania. Der frühere Finanzminister trat im Oktober 2025 zurück, nachdem Vorwürfe über Korruption, Betrug und Geldwäsche laut geworden waren. Ein 400-seitiger Bericht des Politikers und Wirtschaftsprüfers Dr. Luigi Faneyte hatte zuvor detaillierte Anschuldigungen dokumentiert – auch im Zusammenhang mit der Vergabe von Online-Lizenzen. Sein Rücktritt löste eine Kettenreaktion aus. Zuständigkeiten wurden verschoben, neue Minister übernahmen die Verantwortung, und Reformen stagnierten. Viele Beobachter sehen darin nicht nur eine institutionelle, sondern eine politische Krise, die die Glaubwürdigkeit des gesamten Systems infrage stellt.

Reaktion und Gegenwehr
Finanzminister Charles Cooper und der neue Justizminister Shalten Hato versuchen, den Schaden zu begrenzen. Hato kündigte an, die Regulierungsarbeit konsequent fortzuführen und insbesondere das Alternative Dispute Resolution (ADR)-Verfahren zu reformieren. Damit reagierte er auf Kritik, dass die Beschwerdestellen bislang zu eng mit der Branche verflochten seien. Inzwischen dürfen ADR-Anbieter keine geschäftlichen Beziehungen mehr zu Glücksspielunternehmen pflegen, und unabhängige Anwälte müssen in Streitfällen beteiligt werden. Ziel ist es, Interessenkonflikte zu verhindern und das Vertrauen internationaler Partner zurückzugewinnen. Ob das gelingt, hängt auch davon ab, wie glaubwürdig die CGA ihre Unabhängigkeit beweist.
Die Unsicherheit um Curaçaos Glücksspielaufsicht fällt in eine Phase, in der das Land dringend internationale Anerkennung braucht. Der LOK sollte den Standort rechtlich und reputativ aufwerten – doch die jüngsten Turbulenzen haben den gegenteiligen Effekt. Branchenvertreter wie die Curaçao Online Gaming Association (COGA) warnen bereits vor Reputationsschäden. Jede Schlagzeile über Ermittlungen werde im Ausland überproportional wahrgenommen. Was lokal als Verwaltungsstreit gilt, könne international als „Regulatoren-Skandal“ gedeutet werden – mit Konsequenzen für Lizenzen, Investitionen und das Vertrauen globaler Betreiber.

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