- Italien startet neues Online-Glücksspielsystem.
Mit dem Inkrafttreten von 52 neuen Lizenzen wurde der Markt grundlegend neu geordnet. - Reduktion von 407 auf 52 Anbieter.
Hunderte Webseiten wurden über Nacht geschlossen – sogenannte „Skin“-Seiten sind nun verboten. - Staat nimmt 364 Millionen Euro ein.
Jede Lizenz kostete 7 Millionen Euro – mehr als ursprünglich erwartet. - Strengere Auflagen für Spieler und Anbieter.
Registrierung nur noch über digitale IDs, verpflichtende Limits und Selbstsperren bleiben. - Internationale Marken ziehen sich zurück.
Betway, Unibet und weitere Anbieter verzichteten auf eine Neulizenzierung. - ADM spricht von einem „klaren und reibungslosen Neustart“.
Die Aufsicht will Italiens Markt zu Europas bestreguliertem machen. - Weitere Reformen folgen 2026.
Dann sollen auch landbasierte Spielstätten und das Werbeverbot von 2018 neu bewertet werden.
Ein Neustart für Italiens Glücksspielmarkt
Mit dem Start des neuen Lizenzsystems hat Italien einen historischen Schritt vollzogen. Seit Donnerstag, 7 Uhr morgens, sind nur noch 52 offiziell lizenzierte Online-Anbieter aktiv – ein radikaler Einschnitt für einen Markt, der zuvor über 400 Domains umfasste. Die Regulierungsbehörde Agenzia delle Dogane e dei Monopoli (ADM) spricht von einem „klaren und reibungslosen Neustart“ für die Branche. Ein Pressesprecher ließ mitteilen:
Wir sehen diesen Übergang als klaren und entschlossenen Neustart für die Branche.
Die neuen Lizenzen stehen für einen streng regulierten, zentralisierten Markt. Alte Strukturen mit unübersichtlichen Subdomains und Partnerseiten – sogenannten „Skins“ – sind abgeschafft. Künftig darf jeder Lizenznehmer nur noch eine Domain betreiben. Das Ziel: mehr Kontrolle, weniger Schlupflöcher – und ein sauberer Neustart für Italiens milliardenschweren Online-Glücksspielmarkt.
Strengere Regeln, mehr Kontrolle
Mit dem neuen System setzt die Regierung auf höhere Transparenz und stärkeren Spielerschutz. Jeder Nutzer muss sich künftig über Italiens digitale Identitätssysteme – SPID oder elektronische ID-Karte – registrieren. Damit sollen Minderjährige konsequent ausgeschlossen und Geldflüsse besser nachverfolgt werden. Zusätzlich bleiben Selbstausschluss-Optionen und Einzahlungslimits verpflichtend. Damit folgt Italien Modellen anderer EU-Staaten wie Dänemark oder Rumänien, die bereits auf digitale Kontrolle setzen. Auch das Thema Geldwäscheprävention (AML/CFT) spielt eine größere Rolle. Lizenznehmer müssen strengere Compliance-Richtlinien erfüllen und regelmäßige Audits bestehen. ADM sieht darin einen entscheidenden Schritt, um Vertrauen bei Behörden und Verbrauchern zurückzugewinnen.

Ein teures, aber lohnendes Spiel
Jede der 52 neuen Lizenzen kostete stolze 7 Millionen Euro – ein satter Anstieg gegenüber früheren Lizenzgebühren. Insgesamt nahm der Staat dadurch 364 Millionen Euro ein – mehr als das Finanzministerium ursprünglich erwartet hatte. Für kleinere Betreiber war die Einstiegshürde damit schlicht zu hoch. Viele Affiliates und Nischenanbieter zogen sich zurück oder verloren ihre „Skin“-Seiten über Nacht. ADM betont jedoch, dass sich die Konsolidierung langfristig positiv auswirken werde: weniger Fragmentierung, mehr Aufsicht und ein stabilerer Markt. Größere Marken wie Betway und Unibet entschieden sich bewusst gegen eine Verlängerung. Branchenanalysten sehen darin einen Trend: Nur wer sich eine starke lokale Präsenz leisten kann, bleibt langfristig im italienischen Markt bestehen.
Zukunft mit klarer Linie
Italien will mit der Reform zum europäischen Vorzeigemodell für Regulierung werden. Die nächste Reformrunde ist bereits angekündigt: 2026 soll die Regierung unter Giorgia Meloni auch den landbasierten Glücksspielsektor neu ordnen – inklusive Casinos, Bingo-Hallen und Spielstätten. Außerdem steht das umstrittene „Dignity Decree“ von 2018 erneut auf dem Prüfstand. Dieses hatte sämtliche Glücksspielwerbung und Sponsoring-Deals untersagt – ein Dauerstreitthema insbesondere im italienischen Fußball.
Vizefinanzminister Maurizio Leo und Sportminister Andrea Abodi wollen gemeinsam mit der Serie A eine neue Balance finden – zwischen Wirtschaftsfreiheit und Verbraucherschutz. Trotz strengerer Regeln und hoher Einstiegskosten blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Italien war 2024 bereits der zweitgrößte Glücksspielmarkt Europas hinter Großbritannien. Analysten erwarten für 2025 ein Wachstum auf über 6 Milliarden Euro Umsatz – und bis zu 1,5 Milliarden Euro Steuereinnahmen. Die Regierung sieht sich bestätigt: Mit klaren Regeln und digitaler Transparenz soll das Land zum sichersten und zugleich profitabelsten Glücksspielstandort Europas werden.

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