- Neue Sammelklage gegen Kalshi
Sieben Nutzer werfen der Plattform vor, illegales Sportwetten anzubieten. Laut Klageschrift agiert Kalshi wie ein Buchmacher – ohne Lizenz und unter dem Deckmantel eines Prognosemarkts. - Vorwurf: Wetten gegen das eigene Unternehmen
Nutzer sollen unbewusst gegen Kalshi Trading, eine Konzerntochter, gewettet haben. - Kalshi weist alle Vorwürfe zurück
Das Unternehmen bezeichnet die Klage als „haltlos“ und spricht von einem Missverständnis. - Mitgründerin verteidigt Praxis von Market Makern
Diese dienten der Liquidität, nicht der Manipulation – ähnlich wie bei Finanzbörsen. - Zunehmender regulatorischer Druck
Eine Entscheidung in Nevada stuft Kalshi unter das Glücksspielgesetz des Bundesstaates ein. - Erste Sammelklage dieser Art gegen einen Prognosemarkt
Beobachter erwarten, dass das Verfahren Signalwirkung für die gesamte Branche haben könnte. - Marktanteil im Milliardenbereich
Im November wurden über 5,8 Milliarden US-Dollar über Kalshi gehandelt – 90 % davon im Sportbereich.
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00:00 / 00:00Neue Klage gegen Kalshi: Nutzer fühlen sich getäuscht
Gegen den Prognosemarkt-Betreiber Kalshi wurde eine Sammelklage eingereicht. Sieben Nutzer werfen dem Unternehmen vor, ein illegales Sportwettenmodell zu betreiben, das als Vorhersageplattform getarnt sei. Nach Ansicht der Kläger seien viele Kalshi-Nutzer gar nicht gegeneinander, sondern gegen das Unternehmen selbst angetreten – genauer gesagt gegen dessen hauseigene Trading-Tochter. Ein Sprecher der Anwaltskanzlei Lieff Cabraser Heimann & Bernstein, die die Kläger vertritt, erklärte, das Geschäftsmodell erinnere „in Struktur und Ablauf an klassische Sportwetten – nur ohne Lizenz und Regulierung“.
Am Ende haben einzelne Verbraucher kaum eine Chance – während sie glauben, einfach nur gegen andere Nutzer zu wetten.
Kalshi wird vorgeworfen, dadurch gegen Glücksspiel- und Verbraucherschutzgesetze in mehreren US-Bundesstaaten verstoßen zu haben. Die Klage wurde beim Bundesgericht in New York eingereicht und könnte den rechtlichen Druck auf die Plattform weiter erhöhen.
Kalshi verteidigt sich: „Kein Haus, kein Betrug“
Kalshi-Mitgründerin Luana Lopes Lara wies die Vorwürfe entschieden zurück. Auf X (ehemals Twitter) sprach sie von einer „bewussten Verzerrung“ und bezeichnete die Klage als „haltlos“. Kalshi sei eine Peer-to-Peer-Börse, auf der Nutzer untereinander handeln – nicht gegen das Unternehmen selbst. Lopes Lara betonte, dass Kalshi Trading, die interne Market-Making-Einheit, vor allem für Liquidität und Preisstabilität sorge – ein in der Finanzwelt gängiges Verfahren. Laut ihrer Aussage habe die Einheit im November lediglich 6 % des gesamten Handelsvolumens gestellt und sei nicht profitabel. Auch Investoren wie Andreessen Horowitz sprangen dem Start-up bei: Prediction Markets seien keine Wettanbieter, sondern funktionierten nach wirtschaftlichen Prinzipien – ähnlich wie Derivatebörsen.
Regulatorischer Druck nimmt zu
Die Klage trifft Kalshi in einer ohnehin heiklen Phase. Erst kurz zuvor hatte ein Bundesgericht in Nevada entschieden, dass bestimmte Kalshi-Märkte unter das Glücksspielrecht des Bundesstaats fallen. Damit dürfen diese Verträge nicht mehr als reine Finanzprodukte gehandelt werden. Richter Andrew Gordon folgte damit der Auffassung der Nevada Gaming Control Board, wonach Verträge zu Sportereignissen eher Prop Bets ähneln als regulierten Finanzinstrumenten. Das Urteil markiert einen Rückschlag für Kalshi, das sich bislang auf die Aufsicht der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) berufen hatte. Trotzdem kündigte das Unternehmen an, die Entscheidung anzufechten. Man sehe sich als innovatives Finanzunternehmen, nicht als Glücksspielanbieter.

Wettbewerb und öffentliche Meinung verschärfen die Lage
Während Kalshi rechtlich um Anerkennung kämpft, drängen große Namen in denselben Markt: DraftKings, FanDuel, Coinbase und sogar Truth Social planen eigene Prognoseplattformen. Beobachter erwarten einen harten Konkurrenzkampf – und mehr politische Aufmerksamkeit für das Thema. Zugleich gerät Kalshi auch in der öffentlichen Wahrnehmung unter Druck. Auf Social Media kursieren Vorwürfe, das Unternehmen habe Nutzer getäuscht – manche dieser Kampagnen, so Lopes Lara, seien „von Wettbewerbern bezahlt“ worden. Der Ton wird rauer, und die Grenzen zwischen Fintech, Glücksspiel und öffentlicher Meinung verschwimmen zunehmend.
Rechtsexperten sehen in dem Verfahren einen Präzedenzfall: Sollte das Gericht Kalshi tatsächlich als Wettanbieter einstufen, müssten auch andere Plattformen ihre Geschäftsmodelle überdenken. Gleichzeitig könnte die CFTC gezwungen sein, ihre Definition von „Prediction Markets“ grundlegend zu überarbeiten. Für Kalshi geht es nun um mehr als nur eine Klage – es geht um das eigene Selbstverständnis zwischen Finanzinnovation und Glücksspielregulierung. Die nächsten Monate werden zeigen, ob das Start-up als Pionier oder als abschreckendes Beispiel in die Geschichte eingeht.

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