- Robinhood drängt massiv in den Wettmarkt
Der Neobroker baut Prediction Markets und sportbezogene Wetten rasant aus. - Sportwetten werden zum Wachstumstreiber
Besonders NFL-bezogene Märkte zählen bereits zu den umsatzstärksten Produkten. - Parlay-ähnliche Kombiwetten stehen kurz vor dem Start
Nutzer sollen mehrere Ereignisse in einer Wette bündeln können. - Wall Street zeigt sich optimistisch
Analysten sehen weiteres Kurspotenzial trotz starkem Jahresanstieg. - Insider verkaufen in großem Stil Aktien
Verkäufe im Wert von rund 476 Mio. US-Dollar sorgen für Skepsis. - Regulatorische Risiken bleiben zentral
Behörden könnten Prediction Markets stärker regulieren. - Grenze zwischen Trading und Gambling verschwimmt
Robinhood positioniert sich zwischen Finanzplattform und Wettanbieter.
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00:00 / 00:00Robinhoods neuer Wachstumsmotor
Robinhood hat Prediction Markets innerhalb kürzester Zeit von einem Nebenprodukt zu einem Kerngeschäft entwickelt. Besonders Sportereignisse – allen voran die NFL – treiben das Handelsvolumen. Mehr als eine Million Nutzer haben bereits Event-Kontrakte gehandelt. Das Segment nähert sich einem annualisierten Umsatz von rund 300 Millionen US-Dollar. Damit verlagert sich der Fokus des Unternehmens spürbar weg vom klassischen Aktienhandel hin zu ereignisbasierten Spekulationsprodukten. Das Unternehmen selbst ordnet die Entwicklung folgendermaßen ein:
Die Ausweitung unserer Prognosemärkte ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel, jedem den Handel, das Investieren oder das Halten jeglicher Finanzanlagen zu ermöglichen.
Wetten ohne Wettanbieter – ein Graubereich
Robinhood plant, sogenannte „Combos“ einzuführen – funktional vergleichbar mit klassischen Kombiwetten aus dem Sportwettenbereich. Technisch basieren sie auf der Infrastruktur des Prediction-Market-Anbieters Kalshi. Möglich wird das durch sogenannte Request-for-Quote-Systeme, bei denen professionelle Market Maker Preise für komplexe Wetten stellen. Für Nutzer fühlt sich das kaum anders an als eine klassische Parlay-Wette. Kritiker sehen darin eine stille Abkehr vom Peer-to-Peer-Prinzip, das Prediction Markets ursprünglich auszeichnen sollte.
An der Börse kommt Robinhoods Strategie bislang gut an. Truist und Barclays sprechen Kaufempfehlungen aus, trotz eines Kursanstiegs von über 160 Prozent seit Jahresbeginn. Gleichzeitig sorgt jedoch ein gegensätzliches Signal für Unruhe: Führungskräfte und Großaktionäre haben zuletzt Aktien im Wert von fast einer halben Milliarde Dollar verkauft. Solche Insiderverkäufe gelten nicht automatisch als Warnsignal, werfen aber Fragen auf, wenn sie mit starkem Optimismus nach außen kollidieren.

Regulatorisches Damoklesschwert
Prediction Markets unterliegen in den USA der Aufsicht der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) – nicht den klassischen Glücksspielbehörden. Das verschafft Robinhood einen erheblichen Marktvorteil: Die Produkte sind landesweit verfügbar, selbst in Bundesstaaten mit strengen Wettgesetzen. Ob Parlays und Spielerwetten jedoch noch dem Geist dieser Regulierung entsprechen, ist offen. Eine schärfere Gangart der Behörden könnte das Wachstum abrupt bremsen.
Robinhood integriert Sportwetten, Event-Kontrakte, Aktien, Krypto und KI-gestützte Analyse in einer einzigen App. Der Wechsel zwischen Investieren und Spekulieren erfolgt nahtlos. Kritiker warnen, dass genau diese Gestaltung impulsives Verhalten fördert – besonders bei jüngeren Nutzern. Befürworter sehen darin die Entstehung einer neuen Anlageklasse, die klassische Finanzmärkte ergänzt statt ersetzt.

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