- Italien reformiert seinen Online-Wettmarkt grundlegend.
Ab dem 13. November dürfen nur noch 52 lizenzierte Webseiten aktiv sein – bisher waren es 407. - Das Ziel: mehr Kontrolle und Transparenz.
Die Glücksspielaufsicht ADM will sogenannte „Skin-Seiten“ – also Unterseiten von Lizenznehmern – vollständig abschaffen. - Nur 46 Unternehmen dürfen künftig Lizenzen halten.
Große Player wie Flutter (Sisal, Snaitech), Entain, bet365 und Lottomatica dominieren das neue System. - Der Staat verdient kräftig mit.
Allein die aktuelle Lizenzierungsphase brachte dem Fiskus rund 365 Mio. Euro ein – mehr als ursprünglich geplant. - Kleinere Anbieter hoffen auf faire Chancen.
Durch das Verbot von Affiliate-Seiten wird der Markt übersichtlicher – Neueinsteiger sehen darin auch eine Chance. - Neue Spielerschutz-Regeln kommen im November.
Nutzer müssen künftig persönliche Einsatz- und Einzahlungslimits festlegen, um weiterspielen zu können. - ADM sieht Reform als Wendepunkt.
Die Behörde spricht von einem „neuen Sicherheitsstandard für Spieler und Betreiber“.
Ein radikaler Schnitt im italienischen Wettmarkt
Mit der Reform des Glücksspielrahmens zieht Italien einen klaren Strich unter das bisherige Lizenzsystem. Statt über 400 zugelassener Domains dürfen ab Mitte November nur noch 52 legale Wettseiten aktiv sein. Betroffen sind vor allem sogenannte „Skin-Websites“, also Drittanbieter, die unter dem Namen großer Marken Wetten vermittelt haben.
Die Aufsicht ADM (Agenzia delle Dogane e dei Monopoli) will so intransparente Strukturen zerschlagen und die Zahl der Marktteilnehmer drastisch reduzieren. Allein 350 dieser Seiten werden vom Netz genommen – viele davon betrieben von internationalen Affiliate-Firmen mit Sitz in Malta oder Spanien.
„Die Reform signalisiert einen Wendepunkt für den Online-Glücksspielmarkt, der – auch als Reaktion auf wachsende öffentliche Bedenken – höhere Sicherheitsstandards für Spieler und Betreiber schaffen will“, erklärte die ADM in einer Stellungnahme. Hintergrund der Maßnahme ist auch der politische Wille, den Markt zu konsolidieren und Steuerverluste zu verhindern. Italien gehört mit einem Bruttospielertrag von rund 21 Mrd. US-Dollar jährlich zu den größten Glücksspielmärkten Europas.
Große Namen, große Chancen – kleine Anbieter kämpfen
Für Branchenriesen wie Flutter Entertainment, Entain, bet365 oder Lottomatica spielt die Reform in die Karten. Sie verfügen über die finanziellen Mittel und die Markenbekanntheit, um den verschärften Bedingungen standzuhalten. Eine Sportwetten-Lizenz kostet allein rund 7 Mio. Pfund, hinzu kommen hohe Steuer- und Compliance-Auflagen.
Kleinere Anbieter sehen sich dagegen mit massiven Einstiegshürden konfrontiert. Strenge Werbebeschränkungen – etwa das Verbot von Sportsponsoring – erschweren es neuen Marken, sich sichtbar zu positionieren. Fabio A. Bufalini, Country Director von Stake, brachte es beim SBC Summit Lisbon auf den Punkt:
Stake ist eine globale Marke, aber in Italien fangen wir praktisch bei null an. Ohne Werbung ist es extrem schwer, als Newcomer Fuß zu fassen.
Für den Staat ist die Reform dagegen schon jetzt ein Erfolg: Die Lizenzierungsphase brachte 365 Mio. Euro in die Kassen – mehr als ursprünglich erwartet.
Mehr Spielerschutz: Neue Limits ab November
Neben der Marktbereinigung stellt die ADM im November auch neue Regeln für Spieler vor. Künftig müssen Kunden individuelle Einsatz- und Einzahlungslimits festlegen, um weiter wetten zu dürfen.
Die Betreiber sind verpflichtet, gut sichtbare Banner und Formulare bereitzustellen, über die Limits festgelegt werden können. Spieler haben dafür sechs Monate Zeit – danach wird ihr Konto deaktiviert, bis sie die Angaben nachholen. Diese Maßnahme folgt einem europaweiten Trend: Auch in Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Spanien oder den Niederlanden wurden in den letzten Jahren strengere „Affordability Checks“ eingeführt. Ziel ist es, problematisches Spielverhalten früh zu erkennen und zu begrenzen.
Ein Markt im Wandel – und ein Signal für Europa
Mit dem neuen Regulierungsrahmen verfolgt Italien eine doppelte Strategie: Einerseits sollen illegale Anbieter verdrängt werden, andererseits will man den Markt stärker auf Verantwortung und Nachhaltigkeit ausrichten.
Für internationale Betreiber bedeutet das mehr Planungssicherheit – aber auch höhere Eintrittsbarrieren. Gleichzeitig gilt die Reform als Vorbild für andere EU-Länder, die ihre Glücksspielgesetze derzeit überarbeiten. Ob sich die Konzentration langfristig auszahlt, wird sich zeigen. Sicher ist: Die italienische Glücksspielpolitik hat sich von Grund auf verändert – mit klaren Prioritäten für Kontrolle, Sicherheit und Transparenz.
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