- Teenager im Wettfieber
In New York greifen immer mehr Jugendliche zu Sportwetten – oft mit Geld aus Ersparnissen oder Familienkonten. - Zugang trotz Altersgrenze
Obwohl Sportwetten erst ab 21 erlaubt sind, wetten viele über Eltern- oder Freundesaccounts. - Schulen schlagen Alarm
Lehrer und Eltern sehen, wie aus Freizeitspaß ein gefährliches Suchtverhalten wird. - Wachsende Zahlen
Rund 90 % der Highschool-Schüler in New York haben laut Studien bereits gewettet. - Experten warnen
Jugendliche überschätzen ihre Kontrolle – das Risiko für Spielsucht ist viermal höher als noch vor wenigen Jahren. - Werbung als Auslöser
Ständige Wettanzeigen in Streams, Podcasts und Social Media normalisieren das Glücksspiel. - Gesellschaftliche Herausforderung
Das Phänomen zeigt, wie nah legale Wetten und jugendliche Risikokultur heute beieinanderliegen.
Zwischen Schulbank und Wettschein
Was früher ein Super-Bowl-Abend mit Freunden war, ist für viele Schüler heute ein Wett-Event. Immer mehr Jugendliche in New York setzen Geld auf Sportereignisse – häufig ohne das Wissen ihrer Eltern. Dabei ist das Mindestalter für legale Sportwetten 21 Jahre. Ein Schüler aus Manhattan beschreibt, wie normal das Thema inzwischen geworden ist: In der Pause werden Quoten diskutiert, nachmittags auf Spiele getippt, nachts mit Spannung gewartet, ob die Wette aufgeht. Gegenüber dem New Yorker sagte ein 17-jähriger Schüler:
Kinder nehmen Geld aus ihren Spar- oder Bar-Mizwa-Konten, um zu wetten.
Für viele ist der Nervenkitzel längst Gewohnheit geworden – mit Folgen für Noten, Schlaf und soziale Beziehungen. Immer öfter berichten Lehrkräfte von Schülern, die im Unterricht über Quoten statt über Hausaufgaben sprechen. Auch Eltern bemerken erst spät, dass das Taschengeld plötzlich verschwindet – oder nächtelang das Licht im Kinderzimmer noch brennt. Was als Spaß beginnt, entwickelt sich bei einigen zu einem Verhaltensmuster, das schwer zu durchbrechen ist.
Zwischen Verbot und Verfügbarkeit
Offiziell dürfen weder FanDuel noch DraftKings Wetten Minderjähriger zulassen. Doch die Realität sieht anders aus: Jugendliche nutzen elterliche Daten, Accounts von Freunden oder greifen auf unregulierte Plattformen im Ausland zu.
Experten sprechen von einem „toxischen Mix aus Verfügbarkeit, Anonymität und jugendlicher Selbstüberschätzung“. Keith Whyte vom National Council on Problem Gambling erklärt, dass Jugendliche besonders anfällig seien, weil ihr Gehirn Risiken noch nicht vollständig abwägen kann. Sie glauben, mit Wissen und Taktik das System zu schlagen – ein fataler Irrglaube.
Die Folge: Schon heute erfüllen rund 5 % der 12- bis 17-Jährigen die Kriterien für problematisches Glücksspielverhalten – viermal mehr als noch vor wenigen Jahren.
5 Fakten über Wetten unter Jugendlichen
- 90 % der Schüler in New York haben laut dem Council on Problem Gambling schon mindestens einmal gewettet.
- 5 % der 12–17-Jährigen zeigen Symptome problematischen Glücksspielverhaltens – viermal mehr als 2021.
- Eltern unterschätzen das Problem massiv: Nur 2 % glauben, dass ihr Kind schon einmal online gewettet hat.
- Häufigste Zugangswege: elterliche Wettkonten, Freunde über 21 und anonyme Offshore-Seiten mit Kryptowährung.
- Werbung wirkt: In fast jedem großen Sportstream sehen Jugendliche im Schnitt drei bis fünf Wettspots pro Spiel.
Die Macht der Werbung
Ob Streamingdienst, Social Media oder Sportpodcast – kaum ein Kanal kommt heute ohne Wettanbieter aus. Diese Dauerpräsenz prägt auch jüngere Zielgruppen. Ein Experte beschreibt das so: Die ständige Sichtbarkeit „normalisiert“ das Glücksspiel.
Zwar werben Anbieter offiziell nur für Erwachsene, doch die Kampagnen sind allgegenwärtig. Jugendliche wachsen mit Logos von Wettplattformen auf Trikots, in YouTube-Videos oder TikTok-Clips auf – und verknüpfen Sport zunehmend mit Wetten. Trotz wachsender Kritik bleiben politische Eingriffe in den USA bislang selten. Dabei fordern Jugendschützer längst strengere Werbebeschränkungen und Alterskontrollen, bevor eine ganze Generation den Sport nur noch durch die Wettbrille sieht.

Wenn Kontrolle zur Illusion wird
Viele Teenager halten sich für clever genug, den „richtigen Tipp“ zu setzen. Doch Fachleute warnen: Frühzeitiges Glücksspiel kann die Gehirnentwicklung beeinflussen – besonders das Belohnungszentrum.
Ehemalige Spielsüchtige berichten, wie der erste Gewinn sie jahrelang prägte. Einer von ihnen, Lewis Bigmore, gewann als 16-Jähriger umgerechnet über 80 000 Dollar – und verlor in den Folgejahren alles. Solche Geschichten sind kein Einzelfall. In New York sprechen Therapeuten mittlerweile von einer neuen Generation, die den Nervenkitzel sucht, aber die Konsequenzen nicht überblickt.

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