- Schweden plant eine Reform des Glücksspielgesetzes ab 2027.
Ziel ist es, unlizenzierte Anbieter stärker zu bekämpfen. - Kern der Reform ist das „Teilnahmekriterium“.
Damit gilt das Gesetz, sobald ein Spieler aus Schweden teilnimmt – unabhängig von Sprache oder Währung. - Die Glücksspielbehörde Spelinspektionen erhält mehr Befugnisse.
Künftig müssen auch Zahlungs- und IT-Dienstleister illegale Angebote blockieren. - Neue Haftungsregeln sollen Schlupflöcher schließen.
Wer unlizenzierte Anbieter unterstützt, kann strafrechtlich belangt werden. - Die Branche reagiert überwiegend positiv.
Staatliche Betreiber und Verbände sehen einen Meilenstein im Kampf gegen Schwarzmarkt-Wetten. - Kritik bleibt jedoch bestehen.
Experten bezweifeln, dass allein härtere Regeln Spieler von unattraktiven, legalen Angeboten überzeugen. - Ein weiteres Puzzleteil: das Kreditkartenverbot.
Ab 2026 dürfen keine Wetten mehr mit Kredit oder Krediten finanziert werden.
Ein historischer Schritt für Schwedens Glücksspielmarkt
Mit der geplanten Änderung des Glücksspielgesetzes (Spellagen) zieht die schwedische Regierung Konsequenzen aus jahrelangen Debatten. Ab dem 1. Januar 2027 soll das „Richtungskriterium“ – bisher ausschlaggebend dafür, ob ein Anbieter auf Schweden zielt – durch ein „Teilnahmekriterium“ ersetzt werden. Damit würde jedes Spiel mit schwedischen Teilnehmern automatisch unter die nationale Regulierung fallen.
Die Regierung folgt damit den Empfehlungen von Marcus Isgren, der die Untersuchung im Auftrag des Finanzministeriums geleitet hat. Sein Bericht beschreibt ein umfassendes Paket an Reformen, das von stärkeren Eingriffen bis hin zu neuen Pflichten für Zahlungsdienstleister reicht. Branchenvertreter sprechen von einem überfälligen Schritt. Anna Johnson, CEO von Svenska Spel, betonte, dass der Schutz der Konsumenten und das Vertrauen in den regulierten Markt an erster Stelle stehen müsse:
Die Vorschläge des Ermittlers sind längst überfällig und sehr willkommen. Es geht um besseren Schutz für die Verbraucher, aber auch um die Sicherung des Vertrauens in den gesamten schwedischen Glücksspielmarkt.
Positive Resonanz – mit Vorbehalten
Auch die Spelinspektionen, Schwedens Glücksspielbehörde, bewertet die Pläne als deutliche Stärkung ihrer Arbeit. Sie verweist darauf, dass sie seit Jahren auf die Lücken im bestehenden Gesetz aufmerksam gemacht habe.
Unterstützung kommt zudem von der Branschföreningen för Onlinespel (BOS). Geschäftsführer Gustaf Hoffstedt lobt zwar die Reform, bleibt aber realistisch: Zwar könnte die Kanalisation leicht verbessert werden, doch die Attraktivität des legalen Angebots bleibe ein Kernproblem. Hoffstedt selbst fasst es nüchtern zusammen:
Von der Seite der Branche sind wir uns ziemlich sicher, dass es erheblich zur Stärkung der Kanalisation beitragen wird. Allerdings bedeutet ‚erheblich‘ vielleicht zwei oder drei Prozentpunkte. Selbst wenn diese Reform erfolgreich ist, löst sie sicher nicht das Grundproblem.
Hoffstedt weist darauf hin, dass viele Spieler den lizenzierten Markt schlicht nicht attraktiv genug finden. Während legale Wettanbieter und Casinos strengen Regeln unterliegen, locken Offshore-Seiten mit Boni, schnelleren Auszahlungen und größerer Spielauswahl.
Das sei ein strukturelles Problem, das durch Gesetze allein nicht gelöst werden könne. Besonders im digitalen Bereich könnten illegale Plattformen nationale Grenzen leicht umgehen. Ein Vergleich mit dem schwedischen Alkoholmonopol verdeutliche das: Anders als bei physischen Produkten sei der Zugang zu ausländischen Glücksspielseiten jederzeit über das Smartphone möglich.
Kredit, Kontrolle und offene Fragen
Parallel zu den geplanten Gesetzesänderungen schreitet auch die Umsetzung des vollständigen Kreditverbots voran. Ab April 2026 dürfen keinerlei Glücksspiel-Transaktionen mehr über Kredite, Kreditkarten oder „Buy now, pay later“-Dienste laufen. Damit schließt Schweden eine weitere Lücke, die immer wieder zu Überschuldung geführt hatte.
Die Umsetzung dürfte für viele Betreiber technisch anspruchsvoll werden, da Zahlungen in Echtzeit überwacht und Kreditquellen ausgeschlossen werden müssen. Die Aufsichtsbehörde Spelinspektionen erhält dafür erweiterte Befugnisse, während auch Banken und Zahlungsanbieter stärker in die Pflicht genommen werden. Doch die entscheidende Frage bleibt, ob das neue Regelwerk tatsächlich das Ziel erreicht: weniger illegales Glücksspiel, mehr Spieler im regulierten Markt und nachhaltiger Verbraucherschutz.
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