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Premier League: Glücksspiel-Werbung explodiert

  • Werbe-Rekord zum Premier-League-Start
    Zum Auftaktwochenende (15.–18. August) wurden 27.440 Glücksspiel-Botschaften gezählt. Das ist fast dreimal so viel wie 2023 – trotz leichterem Minus vs. 2024.
  • Ein Spiel, über 5.000 Botschaften
    Bei Wolves vs. Man City wurden 5.262 Botschaften erfasst – 22 pro Minute. Rund 91 % davon liefen während des Spiels.
  • „Whistle-to-whistle“-Ban greift nicht
    Trotz TV-Werbeverbot rund um das Spiel fielen 13.262 Botschaften in der Sperrzeit an. Das ist +32 % gegenüber dem Vorjahr.
  • Lücken & Schlupflöcher
    Etwa 10 % der Botschaften stammten von nicht lizenzierten Anbietern. In Social Media waren 42 % der Posts nicht klar als Werbung gekennzeichnet.
  • Selbstregulierung unter Druck
    Forscher sprechen von einem „gebrochenen System“ und fordern staatliches Eingreifen. Branchen-Codes würden Profite, nicht Fans schützen.
  • Liga-Trend & Sponsoring
    Die Zahl aktiver Wettmarken im Premier-League-Umfeld stieg von 31 (2024) auf 43 (2025). Das Front-of-Shirt-Verbot greift erst ab Saison 2026/27.
  • Politik & Aufsicht reagieren
    Ab 1. September 2025 wurden nicht-lineare Werbeinhalte (z. B. Posts, Influencer, Apps) voll unter den CAP-Code gestellt. Regierung und Abgeordnete kündigen weitere Schritte an.
Redakteur Simon
Redakteur
Redakteur Enrico
Geprüft durch
  • Enrico
Veröffentlicht

13.10.2025

Aktualisiert

13.10.2025

„Sättigung“ statt Schutz: Was die Studie zeigt

Eine Studie der University of Bristol hat das Auftaktwochenende der Premier League erneut minutengenau vermessen – und einen neuen Höchstwert an Glücksspiel-Botschaften dokumentiert. Die Wissenschaftler sprechen von Marketing-„Sättigung“, in der Wettanbieter um jeden Quadratzentimeter Sichtbarkeit konkurrieren. Das Ergebnis: Fans sehen Glücksspielmarken fast im Sekundentakt – auf Banden, Trikots, Stadionstrukturen, in Live-Grafiken und Social-Feeds. Dr. Raffaello Rossi von der University of Bristol ergänzt:

Die Beweislage ist inzwischen erdrückend: Die Selbstregulierung ist gescheitert. Freiwillige Verhaltenskodizes schützen die Gewinne – nicht die Fans. Die Frage ist nur noch, wie viele Beweise die Regierung noch braucht, bevor sie endlich eingreift.

Besonders deutlich wird das beim vermeintlichen Schutzinstrument „whistle-to-whistle“: Obwohl TV-Spots dort tabu sind, stieg die Gesamtzahl der Botschaften in der Sperrzeit um 32 %. Der Grund: Sichtbarkeit abseits klassischer Spots – etwa LED-Banden, Trikot-Branding, Tunnel- und Backdrop-Logos sowie Social-Posts – bleibt ungebremst.

Whistle-to-whistle am Limit: Warum das Verbot nicht reicht

Die 2019 eingeführte Selbstverpflichtung sollte Kinder und Jugendliche schützen, indem sie TV-Spots rund um Spiele unterbindet. Doch die Realität 2025 zeigt: Werbeformen haben sich verlagert, nicht verringert. Shirt-Ärmel, Trainingskleidung, In-Stadium-Branding, Social Clips – alles sichtbar während der Sperrzeit und während des Spiels.

Konkret: 5.262 Botschaften allein bei Wolves–Man City, davon 91 % in-play. Über 29 Stunden Live-Content wurden 21.815 Botschaften gezählt – 12,6 pro Minute. Parallel generierten Social-Ads 34 Mio. Views am Wochenende – eine massive Reichweite, die klassische TV-Sperrzeiten schlicht umgeht. Kritik kommt nicht nur aus der Wissenschaft. Abgeordnete sprechen von einer „symbolischen“ Maßnahme, die zu eng gefasst sei. Solange Flächenwerbung und digitale Inhalte unreguliert wachsen, bleibe der Netto-Kontakt für Fans und Kinder hoch.

Unlizenzierte Anbieter & Social-Lücken: Wo Regulierung versagte

Die Studie identifiziert rund 10 % der Botschaften als Herkunft von unlizenzierten Marken (2.412 Messages, 13 Brands) – ein Bruch mit dem Sponsorship Code of Conduct (2024). Auf Social Media war fast jede zweite Botschaft (42 %) nicht als Werbung gekennzeichnet. Zudem fielen viele Inhalte außerhalb der ASA-Zuständigkeit, weil Anbieter im Ausland registriert waren – ein Schlupfloch, das erst am 1. September 2025 geschlossen wurde.

Die Folge: Hunderttausende Kontakte entziehen sich faktisch der Aufsicht – inklusive Minderjähriger. Die Regierung kündigt höhere Standards an; gleichzeitig warnt die Branche vor Pauschalverboten und verweist auf Safer-Gambling-Hinweise und Finanzierung des Profifußballs. Auch die Premier League selbst steht im Fokus. Zwar hat sie keinen offiziellen Wettpartner und verbietet Front-of-Shirt ab 2026/27, doch das dürfte primär die Flächen verschieben (Ärmel, Training, Backdrops), nicht aber die Gesamtsichtbarkeit.

Wie es weitergeht: Von Codes zu klaren Regeln

Mit der Ausweitung des CAP-Codes (non-broadcast) ist ein erster regulatorischer Riegel drin: Influencer-Content, organische Social-Posts, Apps, Blogs, .uk-Webseiten und YouTube/TikTok zu UK-Publika fallen darunter. TV/Radio bleiben beim BCAP-Code. Eine öffentliche Konsultation läuft bis 1. Dezember 2025 – gut möglich, dass Grenzen für Frequenz, Flächen und Motive folgen.

Parallel treibt die Politik wirksamere Schutzkriterien voran: klare Kennzeichnungspflichten, Durchsetzung gegen unlizenzierte Marken, Alters-Targeting, Dark-Patterns-Verbote sowie sanktionsbewehrte Limits für In-Stadium-Werbung. Denn die Grundfrage bleibt: Wie viele Kontakte gelten noch als zumutbar? Bis das geklärt ist, wächst der Druck auf Clubs und Rechtehalter, freiwillig nachzuschärfen: Exponierte Spielmomente (Tore, Jubel, Close-ups) werbearm zu halten, Kinder-Zonen zu definieren und Markenführung kritisch zu prüfen. Ohne spürbare Selbstkorrektur dürfte der Ruf nach gesetzlichen Obergrenzen lauter werden.

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